NO INTERVIEW INTERVIEW

Wie funktionieren Memes?
„Memes sind ein Geschenk der Internet-G’ttheiten und ich könnte seitenweise darüber schreiben, versuche mich aber trotzdem kurz zu fassen: Memes sind die Sprache des Internets und eine komprimierte, häufig popkulturell relevante Ausprägung von (oft auch politisch motivierter) Kunst. Manchmal – zum Beispiel in meinem Fall – legen sie einen digitalen Finger in reale Wunden. Manchmal sind sie einfach nur cute Wohlfühl-Pakete. Memes haben keinen Anspruch auf Ganzheitlichkeit, sondern beleuchten meist Teilaspekte eines Themas, um Diskurse zu fördern, Missstände aufzuzeigen und im best case die
richtigen Leute sehr krass aufzuregen – und das alles schaffen sie durch kontextbasierte und immer wieder
neue Verbindungen von Text und Bild. Memes fördern außerdem das Gemeinschaftsgefühl, da sie die Welt
aus einer ganz spezifischen Sicht beleuchten, die man entweder checkt oder eben nicht.“

Was ist dein erfolgreichstes Meme?
„Die zwei best Performer sind „Never Again (Scherz)” und das „Bin ich ein Antisemit?”-Quiz. Ich glaube, das „Never Again (Scherz)”-Meme ist
deshalb so erfolgreich, weil es in drei Worten 80 Jahre verfehlte Geschichtsaufarbeitung in
Deutschland zusammenfasst. Das Quiz ist vermutlich deshalb erfolgreich, weil es zum einen eine unübliche Nutzung des Mediums ist –
also kein einfaches Memes, sondern ein ganzes Quiz inklusive Auflösung – und zum anderen behandelt es viele relevante Themen, die vor allem seit dem 7.10. zu lästigen Dauerbegleitern
für Judis und Allies geworden sind.“

Was bedeutet Humor für dich?
„Ich liebe vor allem trockenen und schwarzenHumor, weil er dabei hilft, die Realität besser zu verkraften. Wenn wir es schaffen, über die
grauenhaftesten Dinge zu lachen, erhalten wir die Kontrolle über unsere Emotionen und unsere Handlungsfähigkeit zurück. Humor lässt uns gesehen und verstanden fühlen und ist oft das einzige, was uns in times of crisis noch bleibt, um
klarzukommen. Und weil Humor diese Power hat, reagiere ich auch wirklich sehr allergisch darauf, wenn random Leute einem erklären wollen, worüber
man wItzE mAchEn dArf und worüber nicht. Meine Memes sind so geschmacklos wie die Realität, aber
viele Menschen (meist Unbetroffene LOL) werden nicht gerne mit dieser konfrontiert und fühlen sich dann vor den Kopf gestoßen. Für mich ist das
eigentlich immer das beste Zeichen dafür, dass das Meme seinen Job erfüllt hat.“

Sind Judis als Erfindis des self-deprecating humors deine Vorbilder?
„Ich weiß nicht, ob Judis diese Art von Humor erfunden haben, aber sie haben ihn meiner Meinung nach perfektioniert. Vorbilder habe ich
nicht, aber es gibt haufenweise gute und lustige jüdische Personen, die sich selbst oder die eigene tragische Familiengeschichte als Grundstein für
ihre Arbeit nutzen. Ich habe bis heute einen Ohrwurm vom Lied „The Inquisition” von Mel Brooks’ Film „Die verrückte Geschichte der Welt”
im Kopf, ich liebe die jewish representation in „Big Mouth” und ich schaue mir immer gerne die Shows von Shahak Shapira an, weil ich ihn
unglaublich lustig und smart finde.“