Jonathan Speier
Wer in den sozialen Medien und auf den Straßen unserer Metropolen beobachtet, in welchem Ton diskutiert wird, kann kaum hoffen, dass die Parteien im Nahostkonflikt jemals Frieden schließen werden. Zu groß scheinen die Gräben zwischen den Lagern. Wir im Ausland müssen den ersten Schritt gehen, um unseren Freunden im Nahen Osten ein besseres Leben zu ermöglichen. Es beginnt damit, dass die Unterstützer Palästinas aufhören, das palästinensische Volk, wider besseres Wissen, zu belügen.
Wer kennt es nicht? Die Freundin, die erfolglos einer Gesangskarriere nachjagt, der Freund, der es nicht schafft, sich von seiner toxischen Freundin zu trennen. Floskeln wie „Ich glaube an dich“ oder „Ihr braucht einfach Zeit” sind Verlegenheitslügen. Doch gute Freunde reden auch Tacheles. Manchmal muss man eben auch loslassen, um weiterzukommen, auch wenn es weh tut. Solche Freunde brauchen die Palästinenser – gute Freunde, die sie mit der Realität konfrontieren, weil sie falsche Hoffnungen haben, die sie daran hindern, voranzukommen. Die Wahrheit ist: Israel wird bestehen bleiben. Und jeder, der einen gesunden Menschenverstand hat, weiß das im Stillen, selbst wenn man es öffentlich anderes behauptet.
Für das jüdische Volk ist es nach 1945 keine Option, seinen Staat aufzugeben. Sich einzureden, Israel sei eine Kolonie, die verschwindet, wenn man den Druck mit Terror und Boykott hochhält, ist nicht nur falsch, sondern zwecklos. Ein erfolgreicher Versuch, die Nuklearmacht Israel „von der Weltkarte zu streichen“, würde den dritten Weltkrieg und damit Millionen Opfer bedeuten.
Wer also „Israel wird verschwinden“ auf Instagram postet oder öffentlich behauptet, Israel werde irgendwann „From the River to the Sea“ zu Palästina, der fordert entweder den dritten Weltkrieg oder leistet den Palästinensern einen Bärendienst.
Ein Gegenbeispiel: Führende Köpfe der Golfstaaten haben die Zeichen der Zeit erkannt und agieren dementsprechend. Auch, um ihren Freunden zu ermöglichen, den Blick in die Zukunft zu richten, statt krampfhaft an der Vergangenheit festzuhalten. Selbst wenn diese Entwicklung bei den Palästinensern auf Gegenwehr stößt, ist dies der einzige Weg nach vorn.
Der Westen hingegen fördert mit Milliarden die UNRWA, die den Palästinensern das Gefühl gibt, sie seien ewige Flüchtlinge und so die Hoffnung nach „Rückkehr“ am Leben hält. Gleichzeitig finanzieren wir identitätspolitisches Gedankengut in unseren
Bildungsinstitutionen, welches die Koloniallüge verbreitet. Egal, was aus dem Scherbenhaufen der UNRWA erwächst, der Nachfolger muss das Flüchtlingsmädchen ad acta legen.
Der Tag, an dem wir uns über historische Ansprüche einigen, wird nie kommen. Deshalb gilt es, ein guter Freund zu sein, Realismus in den eigenen Reihen zu fördern und nach vorne zu blicken. Wir werden unseren Teil dazu beitragen und überall auf die Straße gehen, um sicherzustellen, dass die Rechtsextremen in der israelischen Regierung entmachtet werden.
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