Take me, I’m Jewish

04/12/2024

Michelle Senderski

Das Ende meiner Pick me Girl Era !

Schluss machen ist nie leicht, aber vielleicht hatte der ein oder andere schonmal die Situation, dass gerade, als man sich eingegroovt hatte, es doch schneller zu Ende ging als gedacht. Ja, liebe Leser*innen, leider geht es mit uns zu Ende. Ich könnte viele Gründe erfinden und nennen, aber ich bin ehrlich: So wie Pick me, I‘m Jewish existiert, funktioniert es einfach nicht mehr für mich. Das hat logistische und persönliche Gründe. Ich habe diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen, sehr lange darüber nachgedacht, abgewägt und es liegt natürlich nicht an euch, nicht an mir, sondern an unseren Sternzeichen, dem Jahr, Mercury Retrograde … (bitte eure Idee hier einfügen).

Ich hatte das Privileg, meine Schreibkünste und Gedanken zu Jewish Dating mit euch zu teilen und das hat in mir einen kleinen Teil meiner ganzen Dating- „Erfahrungen“ heilen können. Ich möchte aber nicht ohne ein kleines Geschenk an euch gehen:  Meine ganz persönlichen Insights und Learnings aus meiner Jewish Pick Me Girl Zeit:

  1. Bevor man sich auf die Suche nach einem jüdischen Partner begibt, sollte man sich fragen: „Möchte ich wirklich einen jüdischen Partner oder einfach einen Partner aus meinem Kulturkreis?“ Oftmals muss man differenzieren, ob nicht jemand, der beispielsweise auch aus einem russischsprachigen Haushalt kommt, eher der eigenen Mentalität entspricht und das Jüdischsein optional ist.
  2. Jemanden aus der jüdischen Bubble/ Jüdischen Vorstand xy /… zu daten kann Gerüchte und Gespräche verursachen.
  3. Nur, weil zwei Menschen jüdisch sind, heißt es noch lange nicht, dass die individuelle Ausprägung der jüdischen Identität bei beiden gleich ist.
  4. In der jüdischen Community sind Coming-outs als Paar gleichzusetzen mit „ich bringe meinen neuen Partner mit zu einer jüdischen Veranstaltung mit“, wo alle Augen auf einen gerichtet sind. Ist man bereit für sowas oder nicht?
  5. Sobald du anfängst, in der jüdischen Community zu daten, bekommst du alles mit. Sowohl das was vor euerer Beziehung war als auch danach.

Und jetzt mein ganz persönlicher Tipp an euch: Kein Horoskop, keine Wahrsagerin … kann vorhersehen wann, wie und wo ihr euren Menschen trefft. Aber was ich mir damals mit Anfang 20 auf den ganzen jüdischen Events gewünscht hätte, war, dass zu mir jemand kommt und mir sagt: „Liebe Michelle (hier bitte euren Namen einsetzen), sich durch jüdische Events zu quälen, auf jüdischen Dating-Apps unterwegs zu sein und hauptsächlich nur mit Juden rumzuhängen, bringt nichts, wenn du es nicht genießt und es einfach nicht deine Leute sind.“ Wie schnell dich die faszinierende Energie und Kreativität von jüdischen Menschen begeistern kann, so schnell kann sie dich auch erschöpfen … ich nenne das Phänomen „Burnout von Juden“! Mach dein Ding, entwickle dich weiter, investiere in dich, triff neue Menschen (auch welche, die nichtjüdisch sind) und habe Vertrauen. Vertraue in die Welt, in G’tt und in das Universum sowie darauf, dass, wenn die Zeit reif ist und es dein Schicksal sein sollte, die richtige Person – falls sie denn jüdisch sein sollte – in dein Leben treten wird. Sie tritt in dein Leben als Antwort auf die Person, die du geworden bist, auf deiner Reise zu dir selbst und nicht zu ihr. Liebe ist mitunter auch das, was uns widerfährt, und was wir zurückgeben.  Ich wünsche allen, die gerade noch aktiv nach dem einen Juden oder Jüdin suchen, dass sie es nicht aus einem Mangel heraus machen. Ich wünsche mir, dass ihr tollen Menschen da draußen nicht „Pick me I’m Jewish“ in die Welt ausstrahlt, sondern euch hinstellt und dem Universum ein starkes und selbstbewusstes „Take me I‘m Jewish“ entgegenbringt…wer auch immer dieser jemand für euch sein wird. <3

In Liebe, eure Michelle