Jüdisch-muslimischer Dialog 2024 

von Kiril Denisov und Furkan Yüksel

Am 29.09.2021 bei der Botschafter*innenschulung des Begegnungs- und Bildungsprojektes „Schalom und Salam“ in Stuttgart, begann die Freundschaft von Furkan und Kiril. Mit dabei waren auch weitere geschätzte Mitmenschen wie Nilima Zaman (Gründerin von BIPoC+ Feminismen* – safe(r) space für BIPoC & Jüd:innen), Samuel Stern (Projektleiter in der Bildungsstätte Anne Frank) und Hanna Veiler (Präsidentin JSUD; VP EUJS). Seitdem leiten Furkan und Kiril (frei-)beruflich Workshops über Antisemitismus und Rassismus, engagieren sich in verschiedenen interreligiösen Projekten, aber gehen auch einfach gemeinsam auf Reisen, wo sie sich beide in Grund und Boden memen. 

Furkan wie hat sich deine bildungspolitische Arbeit seit dem 07.10.2023 verändert?

Ich denke, dass ich davor einen starken Fokus auf den Raum „Deutschland“ gelegt habe. Rechtsextremismus und AfD sind natürlich immer noch relevant, aber Israel/Palästina oder transnationale Dimensionen von unseren Themen Antisemitismus und Rassismus nehmen mittlerweile einen großen Teil in meiner Arbeit ein. Es geht auch nicht um das eine oder andere, sondern, dass wir dem allen gleichermaßen entgegentreten müssen.

Was ist an deiner Arbeit anders Kiril?

Bei mir hat sich eine intensivere Sensibilität für die An- & Abwesenheit bestimmter Ausdrücke entwickelt. Ich merke bei mir selbst, dass ich öfter Menschen, basierend auf den Begriffen, die sie gebrauchen, einordne. Dabei bemühe ich mich auch zu erinnern, dass niemand, inklusive mir selbst, frei von jeglichen Rassismen und (internalisierten) Antisemitismen ist. Eine Geduld für Meinungsunterschiede, die man nicht immer selbst zu verantworten hat (Stichwort Sozialisierung) und welche nicht in Stein gemeißelt sind, sollten die Grundlage für eine Begegnung auf Augenhöhe sein. Denn die Weise, wie jemand über Israel/Palästina spricht (ausgenommen von ausdrücklichen Gewaltaufrufen/-rechtfertigungen), sollte nicht zu voreiligen, sogar abwertenden Schlüssen über unsere Mitmenschen führen. Seit dem 07.10. stelle ich deswegen mehr Fragen, was Menschen mit ihren Aussagen genau meinen.

Furkan, was ist ein „Erfolgsrezept“ für nachhaltig solidarische muslimisch-jüdischen Zusammenarbeit?

Selbstreflexion, das Eingeständnis, dass man selbst auch antisemitisch oder rassistisch trotz eigener Betroffenheit sein kann, Demut, dass man nicht alles wissen kann und somit ein offenes Ohr für andere Perspektiven hat, und das Versprechen, dass unsere Werte für alle Menschen gelten und einen universalistischen Ansatz verfolgen.

Und deiner Erfahrung nach Kiril?

So schwer es auch ist, muss man versuchen im Gespräch zu bleiben, da ein beidseitiger Rückzug der moderaten Stimmen extremistischen Gruppen die Wortführung überlässt. Wenn es schwer wird, erinnert auch daran und beruft euch auf eure geteilte Wertebasis, die ihr gemeinsam verteidigen wollt.

Schalom und Salam 😉

Furkan Yüksel & Kiril ליאור Denisov

P.S 

Danke Daniel Navon für die Idee diesen Beitrag zu schreiben!