Jewish Comeback Year – Ein neues Kapitel

05/10/24

Jacob Horowitz ist Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) und ehemaliger Vizepräsident des Jüdischen Studierendenverbands NRW e.V. (2022-2024). Er studiert Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und engagiert sich in seiner dortigen jüdischen Gemeinde.

Noam Quensel ist 18 Jahre alt und macht dieses Jahr Abitur an der jüdischen Schule in Frankfurt. 
Er engagiert sich im Jugendzentrum Oz Wiesbaden, beim VJSH und leitet das Religionsreferat der JSUD.

Im Fußball haben Mannschaften gelegentlich eine Serie schlechter Spiele. Oft dauert es länger, wieder in eine gute Form zu kommen und Erfolge zu erzielen – im amerikanischen Sprachgebrauch nennt man das ein „Comeback“. Comebacks geben den Fans von Fußballklubs viel Hoffnung, denn nach einer schlechten Phase kann man wieder großartige Fußballmomente erleben.

Das jüdische Volk hat im letzten Jahr eine schwierige Zeit durchlebt, die sich keineswegs mit Fußballspielen vergleichen lässt. Der 7. Oktober und seine Folgen begleiten uns bis heute. Trauer, Schock und Unsicherheit sind Teil unseres Alltags geworden. Die jüdische Gemeinschaft lebt derzeit in einer schwierigen Realität.

Doch unsere Geschichte lehrt uns viel über die Comebacks des jüdischen Volkes. Zwei jüdische Tempel in Jerusalem wurden zerstört, doch das jüdische Leben existiert noch heute. Das jüdische Volk wurde ins Exil, in die Diaspora, geschickt, und nach 2000 Jahren haben wir den jüdischen Staat Israel. Im Jahr 1945 war die jüdische Gemeinschaft in Deutschland zerstört, und heute haben wir eine starke jüdische Gemeinschaft in Deutschland, die ein aktiver Teil der Gesellschaft ist und sich nicht unterkriegen lässt.

Geschichten von versteckten Pessach-Festen mit Rabbi Akiva, jüdischen Hochzeiten im Warschauer Ghetto und dem Entzünden von Schabbat-Kerzen in Auschwitz zeigen die Widerständigkeit des jüdischen Volkes. In den dunkelsten Momenten der Geschichte leuchten wir als Licht der Hoffnung.

Im letzten Jahr, das so schwierig war, haben wir auch große Stärke und Resilienz gezeigt. Die Art und Weise, wie die jüdische Gemeinschaft zusammengekommen ist, berührt. Trotz politischer Meinungsverschiedenheiten, unterschiedlicher Auslegungen des Judentums und geografischer Unterschiede sind wir als jüdische Gemeinschaft zusammengekommen – um uns gegen Hass und Hetze zu verteidigen, aber auch, um unser Jüdischsein zu feiern.

Es fällt schwer, an bessere Zeiten zu glauben, doch so oft hat das jüdische Volk genau das getan. Dieses neue jüdische Jahr könnte unser „Comeback“ sein, in dem wir nicht nur in die Defensive gehen, sondern daran arbeiten, gemeinsam ein besseres jüdisches Leben zu schaffen. Lasst es uns anpacken!

Das ist unser „Jewish Comeback Year“!