von Enno Speer (21),
in Speyer (Rheinland-Pfalz) geboren, von 2010-2019 in Österreich gelebt, 2019-2022 in Berlin aufs Gymnasium Tiergarten gegangen, seit 2023 BWL-Student an der FU
Als Student der FU, der den gesamten Antisemitismus in den letzten Monaten an der Uni live miterlebt hat, werde ich immer wieder gefragt: „Woher kommen denn auf einmal all diese antisemitischen Studenten?“ Mit Berliner Bildungsinstitutionen hatte ich wenig Glück, was Antisemitismus angeht, aber ich kann diese Frage wenigstens beantworten. Nachdem sich schon meine Uni besonders bemüht hat, den Titel „antisemitischste Hochschule“ zu halten, fing auf einmal auch meine frühere Schule an, in den Schlagzeilen zu stehen: das Gymnasium Tiergarten (B-Mitte). Hat es mich gewundert, dass es ausgerechnet dieses Gymnasium war an dem der Großteil des Abiturjahrgangs aus der Abiverleihung eine süße, kleine Judenhasserparty machen wollte und in den Sommerferien „Unbekannte“ den Serverraum der Schule abfackelten und einen Schaden von 250.000 € verursachten? Ne! Das Tiergartengymnasium und viele andere Schulen haben das Problem Antisemitismus zu oft vertuscht, dabei steht es seit Jahren auf der Tagesordnung. 2019 äußerte ein ehemaliger Mitschüler, dass sein größter Wunsch sei, Israel durch Bomben zerstört zu sehen. Die Klasse lachte; Widerspruch wurde von der Lehrerin abgetan, „es sei ja nur Spaß“. Was aus diesem „Comedian“ später wurde, war dann nicht mehr so witzig: Aram A. zertrümmerte 2021 einem Juden in Hamburg die Augenhöhle und steht unter dem Verdacht, eine junge Frau vergewaltigt zu haben. War das auch nur Spaß oder sollte man Islamisten und Antisemiten vielleicht mal zuhören und ihnen ihren Hass glauben? Doch damit ist es (leider) noch lange nicht genug. 2021, Beschuss Israels durch die Hamas, mein Politikkurs feiert es. Mancher mit arabischem Migrationshintergrund machte auch hier nicht Halt davor, das Unwort 2023/24 zu nutzen: „Freiheitskämpfer“. Begriffe wie „Apartheid, Zionismus und Landraub“ fanden sich ebenfalls in den Argumentationen wieder. Endlich Grund genug, dass ein Lehrer mal was sagt? Nö, das Rückgrat wurde an der Gaderobe abgegeben. Mein Widerspruch wurde mir mit Drohungen, Ausschluss aus der WhatsApp-Jahrgangsgruppe und endlosen Beleidigungen gedankt. Die gleichen Argumentationsmuster, die die Hamas-Cheerleader heute auch nutzen. 2022 gab es dann nochmal abschließend WhatsApp-Sticker von ein paar „Goldstücken“, die die Shoa und Vergasung richtig lustig fanden. Reaktion der Schulleitung? Eines der berühmten „ernsten Gespräche“. Nix passiert, aber man kann dann das Schild „Schule ohne Rassismus, mit Courage“ wieder streicheln. Wenig Courage zeigte die Schule auch 2020: Da sollte es nach der Ermordung von Samuel Paty durch einen islamistischen Schüler eine Schweigeminute geben. Viele muslimische Mitschüler weigern sich, sie würden keinen „Ehrenlosen“ ehren, der Mohammed-Karikaturen zeigt. Dazu nix sagen? Dann kannst du auch gleich Bin Ladens Brief an Amerika in Philosophie analysieren. Wenn man antisemitische, antidemokratische Schüler nicht stoppt, dann muss man sich auch nicht über antisemitische Studenten wundern! Ich bin mal gespannt, wie lange es bis zur Realisation des Problems und dann zu einer Lösungsstrategie noch dauert. Kleiner Tipp, damit das schneller geht: dem JSUD und anderen jüdischen Organisationen mal wirklich zuhören. 😉