Die Linke und Antisemitismus

Am 10. Mai 2025 erkannte Die Linke die Jerusalemer Erklärung als „tragfähige Antisemitismusdefinition“ an. Mein Problem liegt weniger im Inhalt. Mir ist nicht die Verwendung der IHRA-Definition wichtig. Vielmehr fehlen mir die konkreten Vorschläge zur Bekämpfung von Antisemitismus. Bis auf ein „Antisemitism Bad!“ geschieht nicht besonders viel. In einem Folgebeschluss vom 25. Mai mit dem Titel „Den Kampf gegen Antisemitismus aufnehmen“ erkennt die Partei an, dass der Beschluss vom 10. Mai „ohne eine umfassend organisierte innerparteiliche Debatte und einem damit verbundenen Austausch mit Betroffenen von Antisemitismus und Zivilgesellschaft zustande gekommen [ist]“. Auf eine Anfrage vom 27. Juli, welche konkreten Maßnahmen bisher getroffen wurden, gab es noch keine Antwort. 

Als jüdische Person, die bei der letzten Bundestagswahl für Die Linke gestimmt hat, ist der bisherige Kampf gegen Antisemitismus sehr enttäuschend. Sowohl aufgrund der Tatsache, dass er nicht so richtig existiert, als auch der fehlenden Motivation, den Kampf von Rechten zu reclaimen. Aktuell sieht es so aus, dass der Kampf gegen Antisemitismus Parteien überlassen wird, die ansonsten für diskriminierende Rhetorik bekannt sind. So trägt die linke Bewegung indirekt zur Instrumentalisierung von Antisemitismus bei. Die Augen vor ansteigendem Antisemitismus innerhalb der linken Bubble zu verschließen, ist dabei keine sinnvolle Methode, um der Aneignung von rechts entgegenzutreten. Es ist völlig richtig, dass Rechte die größere Gefahr für jüdische Menschen darstellen, wie die aktuelle Kriminalstatistik PMK 2024 zeigt. Gerade deshalb sollte man ihnen den vermeintlichen Kampf gegen Antisemitismus nicht einfach überlassen. Damit würde man nicht nur richtig handeln, es wäre auch politisch wichtig, um sich weniger angreifbar gegen den Antisemitismusvorwurf zu machen. Kritik an dem militärischen Vorgehen Israels würde deutlich authentischer wirken, wenn man das Antisemitismusproblem innerhalb der linken Bubble ernst nehmen würde. 

Hass gegen Juden muss, unabhängig von seiner Herkunft, bekämpft werden. Der Kampf dagegen darf nicht rechten Parteien überlassen werden. Dies würde Kritik an Israel erleichtern und ist für die Bekämpfung von Antisemitismus wichtig. Solange diese beiden Dinge nicht umgesetzt werden, kann man nur schwer von sich behaupten, für linke Werte einzustehen. 

Bei der aktuellen Lage werden jüdische Menschen entfremdet, und es wird eine Gleichgültigkeit gegenüber Antisemitismus suggeriert.