Jordan

Auf die Vergangenheit blicken wir irgendwie immer anders zurück. Je nachdem, wie sich die Gegenwart anfühlt. Sie wird rosa Gläser wählen. Vielleicht, weil sie die Zeit eben so in Erinnerungen trägt. Sie sagt, dass sich diese Worte idyllischer anhören würden in ihrem Gedicht. Dass mit mir der September endet. Olivgrüne, spärliche Blätter an sprödem Geäst. beigefarbene Sandkörner kitzeln unter den Arschbacken, wenn sie die Yoga Matten berühren. Der Fluss plätschert zwischen Ufern matschiger Erde, an denen improvisierte temporäre Behausungen aus Zelten, Platten und Planen stehen. Holzkohlenasche Geruch in der Nase, hebräische Kinderlieder in der Luft, sie schaukeln in Seilen über die Klippen, springen in aufblasbaren Ringen in den Jordan. Und ich sehe glasklar, dass ich diese Frau zum letzten Mal sehen werde, die mir hier gegenübersitzt. Tauschen Züge vom Dübel zwischen ihren Fingerspitzen aus, während sie mir ihre geistigen Prinzipien darlegt. Das Fest der Einkehr und Vergebung zelebrierend, bläst sie den Rauch aus und sagt mit heiserer Stimme, dass ihr Exfreund sich diesbezüglich noch nicht zu Worte gemeldet hat. Zeige ihr deinen Yom Kippur Gruß auf WhatsApp, obwohl du den Tag selbst nicht feierst, aber immerhin hast du an mich gedacht. Sie entgegnet, sie sei nicht eifersüchtig, so als hätte ich das erwartet, und ich weiß nicht, auf welche Art und Weise sie das als Maß für unsere Verbundenheit nimmt. Ihr Gesicht glänzt in der Mittagssonne, die Locals hier meiden, wenn sie sich wiederholt in ihrem gewohnten Singsang einen Hautton wünscht, der in andere Kulturkreise gehört. Ein abgelegener Ort, der nur mit automatisierten Rädern zu erreichen ist und das hier wird zu einem dieser seltenen Momente, in denen ich bereue, keinen Führerschein zu besitzen. Am Ende werde ich mir wünschen, mehr Zeit mit meiner Familie verbracht, mit meiner Oma in matching Pyjamas auf dem Plait liegend noch einmal Pjanniza gespielt zu haben oder einen weiteren Stein auf dem Grabe meines Opas hinterlassen. Und mit noch mehr Abstand, mit mehr Wissen über die Gegenwart, wäre ich gerne einfach mehr da und mehr gewesen, hätte die heiße Sonnenluft eingeatmet, die noch nicht nach Schutt und Asche riecht. Statt dem Dübel die Bedeutungslosigkeit und Leere in vollsten Zügen genossen, mit der die gebräunten Arschbacken über den Rändern meiner Hafer Cappuccino Tasse ihre überteuerten Iced Latte aus dem Cofix um die Ecke schlürfen, dabei toxischen Situationships mit ihren besten Freundinnen aus der Armeezeit viel zu viel Bedeutung schenken. Heute erinnern mich die Fotos damaliger Tinder Matches an Fotos auf Entführtenplakaten mit Gesichtern der Geiseln. Hätte in der Abflughalle von Ben Gurion gerne bisschen mehr geflennt. Wie könnte eine Woche noch stärker einer Trennwand zwischen zwei Paralleluniversen auf einem Zeitstrahl gleichen? Aber vielleicht ist das auch einfach die Brille, die ich trage.

Lag gestern noch eingecremt am Strand mit der kalten Goldstar Dose in der einen Hand, die Instagram Statistiken zu Ansichten meiner Story in der Andern. Tau bildet sich auf dem Aluminium, tropft und fließt über die Bikinistreifen. Du kriegst als allererstes ein Selfie in die dms gespült als Beweis dafür, wie warm es hier ist. Die Zeit strukturiert nach Zigarettenlängen, Sonnenuntergängen, den thirst traps, die in regelmäßigen Abständen an Dates verschickt werden. Das Signature Parfüm vermischt mit süß sommerlichem Schweiß von meinen getrimmten Achseln steigt in die Nase, während ihre mit den Dämpfen frischer Shakshuka eines viel zu jungen Liebhabers gefüllt wird, der mit geöffnetem Hemd an ihrem Bettrand sitzt. Ein Pärchen erzählt mir im Tinder Chat Details darüber, wie ich Schärfe in ihre Langzeitbeziehung bringen kann und die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, in der du mir Recht gibst damit, wie schnell ich meine Farbe wechsle. Vor meinem inneren Auge kniet sie vor mir und er wichst daneben, merke, dass sich zwischen meinen Beinen kurz was regt, doch der Weg mit dem grünen Egged ist mir zu lang, die Pläne mit den Beiden weiter zu konkretisieren. Drehe die dritte Kippe und kippe einen großen Schluck über die trockene Luft, um den Rachen zu befeuchten. Unter regenbogenfarbenen Sonnenschirmen schreibe ich dir zurück, dass ich sie in Newe Zedeq gesehen habe und für klare Verhältnisse gesorgt sei. Was technisch nur zur Hälfte stimmt. Technisch gesehen wurde ein Abkommen über die lose Verbindung bereits vor Wochen, im August noch, zwischen den vier Wänden eines engen Hotelzimmers geschlossen. Nach einem viel zu leichten Joint von ihrem letzten Gras und schlechtem Sex. Technisch gesehen hatte ich ihr vom Sofa mit dem Plait meiner Oma geschrieben, wie lächerlich ich es fände, jetzt noch auf diesen lächerlichen Ausflug mitzufahren, nannte ein paar gute Gründe gegen den Jordan, während mir die Besten nicht über die Lippen gingen und es ging ihr gegen den Strich, weil sie es nunmal genau so geplant hatte und nicht einsah, weshalb ich nicht mitkommen sollte. Aber mach doch, wie du meinst. Und zu diesem Zeitpunkt im September, im Strandkorb versunken, weiß ich einfach nicht, wie ich die lächerliche Lage anders umschreiben soll. So, dass du es verstehst. Ich in meinem Inneren weiß ja bereits, dass ich sie nie wieder sehen werde.

Irgendwann später werden die Speaker mit gläsernen Augen in die Leere starrend auf Podien wie Kriegsveteranen erzählen, in welchem Sessel sie saßen, als sie zum ersten Mal vom siebten Oktober erfahren haben. In dem Moment hatte ich keine Brille an, mit der ich die Tragweite hätte erkennen können. Weiß nicht einmal, wohin ich genau unterwegs war, als ich auf halber Strecke nach Stuttgart in Mannheim ausstieg, einen Anruf wahrnahm und von Mannheim dann zurück nach Frankfurt kam. Nurnoch, wie ich in einer Maisonette-Wohnung mit Haushälterin und Löwenpfoten unter der Badewanne sitzend, Holzlatten in Pappschilder tackerte. Und daran, wie bedeutungslos es sich angefühlt hat, eine der Nadeln in den Tisch versenkt zu haben, der vermutlich mehr kostete als die Eigentumswohnung meiner Eltern. Scrollte auf dem Weg zum Römer durch Schlagzeilen und Teilbilder auf Insta hin und her, weil irgendwann insgesamt die Grenzen zwischen faktischer Berichterstattung und skandalisierendem Lärm verblasst waren. Sie, immernoch da drüben in der Bauhaus Wohnung in Tel Aviv, postete mit Alarmstickern übersähte Landkarten, BeReals aus dem Treppenhaus und Reaction TikToks zu Screenshots ihrer dramatischen Chatverläufe. Und du. Du hast gefragt, ob ich okay bin. Sehe jetzt erst, dass ich das damals übersehen habe. Natürlich schrieb ich ihr eine Nachricht, nachdem sie es aus dem Treppenhaus in den Bunker geschafft hatte und sie redete sich in Rage darüber, wie es denn sein könnte, dass sich alle lieber ihrem Aktivismus widmeten – Seite an Seite mit ihrem Ex – als sich nach ihr zu erkundigen. Beklagte sich über die Performativität, mit der sie den tragischen Augenblick nutzten, um einen Krümmel der Torte in der beschränkten Aufmerksamkeitsökonomie zu erhaschen. Sie sei schließlich auch praktisch gesehen eine Geisel. Tausend Ausrufe und kein einziges Fragezeichen. Schließe WhatsApp, swipe ihre Stories weg, schnicke den Kippenstümmel in den Mülleimer mit schwarz-rot-grünen Stickern drauf und dann tut es mir doch leid, mir nicht den Finger dran verbrannt zu haben. Kann mich nurnoch an das davor und das danach erinnern. Das danach wie in Angst, auf der Kundgebung mit der einen Person versehentlich in die Andere hineinzulaufen und zu beobachten, wie aus Tinderprofilen Wassermelonenstände werden. Eilmeldung für Eilmeldung. Not fucking with Zionists in der Bio unter dem Profilbild mit 161 Filter in der Fresse, man, ich versteh’ schon. Masturbiere nurnoch zu Pornos während der fruchtbaren Phase und jeder Gedanke an ein thirst trap grenzt an psychischem Missbrauch gegen mich selbst. Die Zahl im roten Kreis steigt konstant, stapelt sich wie Einladungen zu Ereignissen, doch nicht einmal die Schmeicheleien diverser Crushes schaffen es mehr, meine Kalenderblätter zu füllen. Scrolle deinen Nachrichtenverlauf bis zu besagtem Datum zurück und merke, dass wir uns abends noch am Hauptbahnhof sahen.

Du fragst, warst du mal verliebt. Und natürlich, denke erstmal wie kitschig. Es liegt mir ja schon auf der Zunge, aber alles, was da aus mir fließt, nicht schön anzuschauen, wie orientierungslos sich die Worte in diesem Text verlieren. Ist die wahre Emotion der Stich, den dir die Schlagzeile verpasst oder die Sicherheit einer ausführlichen strategischen Analyse der politischen Situation? Ist es die Sehnsucht nach einem verlorenen Vaterland oder der Stolz auf den Fortbestand des mittelständischen Familienbetriebs mit jahrhundertealter Tradition am selben Standort? Es kommt nicht aus mir heraus. Lebe von einer Push-Up Benachrichtigung zur nächsten als würde ich auf den Goldenen Schuss warten. Sie nennt mich Freundin in Momenten, in denen ich am meisten Verständnis für meine Grenzen, weniger Argumente für ihre Überschreitung, mehr ganz kurz und intensiv, weniger Label brauche. Lege dann einfach auf, lasse sie im Glauben, es sei geklärt, was weniger anstrengend ist, als die Rechtfertigungen zu ertragen, von denen wir beide ganz genau wissen, wie fucking absurd sie sind. Und dann halt dieser Oktober, der sich vor uns ausbreitet wie das Mittelmeer. Wochen ohne Kontakt und alles steht an seinem Platz, bis mir der Krieg einen Strich durch die Rechnung zieht. Weiß noch ganz genau, wie sie mit dem Notflug der Bundeswehr in Frankfurt landet, zu ihrem Freund fährt und vom Koks betäubt einen Anruf ablässt, in dem sie fragt, ob man sich morgen auf der Demo über den Weg läuft. Und so casual es auch ist, zum ersten Mal fühlt es sich falsch an wegen dir. Ich durchbreche die Argumentationskette, die nur unter ihren Prämissen am Telefon logisch ist und sage, dass ich am Ende bin. Alles, was ich jetzt brauche – eine vertraute Umgebung. Einfach ein bisschen Stabilität. Du sagst immer, ich hätte ein großes Herz. Und ich glaube, es dehnt sich in die falschen Richtungen aus. In der Ein-Zimmer-Wohnung sitzend, zwischen ihrem frisch-gefickt Kichern, belege ich schließlich nach der Demo sein aufgetautes Brötchen mit Mozzarellastreifen. Er schließt das geöffnete Hemd und geht ins Gym, um uns, mir und ihr, etwas Raum zu lassen, doch schlechter Sex ist das letzte, das ich gerade gebrauchen kann. Wir spazieren durch das Bahnhofsviertel einer Stadt, die jedem von uns fremd ist, und mein Bauch brummt jedes Mal laut, wenn sie wieder Mal laut das I-Wort sagt, als hätte sie vergessen, wo sie sich hier befindet. Der Jordan wurde zum Neckar. Ziehe die Sonnenbrille an, die letzten blendenden Strahlen der Golden Hour zwischen den Bänken mit Betrunkenen zerstechen die Iris und sage, dass ich noch eine Bahn zu kriegen habe, doch laufe zu Fuß zurück. Inmitten der Brücke stoppt mich ein innerer Widerstand wie Gegenwind und hindert mein Rückenmark daran, den automatisierten Gang fortzusetzen. Unter mir verwobene Kabelnetze von Stahlfachwerken getragen und starre industrielle Lebensadern aus Schienen. Mein Blick – angenäht an den Abgrund. Wie es sich wohl anfühlen muss, ein halbes Bett zu belegen und Luft zu umarmen. Passantinnen laufen vorbei. Wie es sich wohl anfühlen muss, einfach weiterzumachen. Du schreibst, dass du schwere Gespräche zu führen hattest und ich befürchte schon, dass meine Sicherheitsgarantie verschwunden ist. 

Tackere weiter Schilder, im überfüllten Zug zur Uni fülle ich meine notes mit Reden für die nächste Kundgebung bei zwanzig Prozent Akku trotz Flugmodus und gebe mir bei noch mehr Blaulicht seitenlange pdfs über tote Bilder, die ich bis zwölf zusammengefasst haben muss. In der Mensa tiefgründige Gespräche zwischen hin und her schwingenden Gabeln mit Bissen der veganen Variante unter Frittierdämpfen, die Stimmen der Kommilitoninnen noise cancelled, wenn ich mich gedanklich immernoch gegen die antisemitischen Kommentare unter Posts zu jüdischen Feiertagen wehre, die ich kurz nach dem Aufstehen gelesen habe. Auf meinem zerkratzten Plastiktablett nur kleine Schalen mit Kohlenhydraten, ein Wasser. Wenn mir eine Person erzählt, wie sie sich fühlt in dieser Lage, kotz ichs aus. Schreibe Magazinbeiträge über die neuesten Eskapaden der Kulturszene und tippe um elf Uhr abends Statements voller politischer Forderungen auf Canva mit Hörer am Ohr aus dem gemeinsamen google doc. Immer weniger fachliches beizutragen, hänge in immer kleiner werdenden Winkeln gebeugt über der gleichen vollgekritzelten Collegeblockseite im Seminar und dann über dem Export bis mich die Wagons wieder nachhause tragen. Die Spotify Schlafhypnose endet mit offenen Augen, bleibt kaum mehr Zeit, die Augen zu verdrehen, wenn sie in ihrer fünfminütigen Sprachmemo wieder meine Worte verdreht. Der Klingelton meines Handys. Betrachte ihren Namen regungslos auf dem Display bis es wieder standby geht und ich in Stumm-Modus schalte. Widerwillig wieder verabredet. Vibration. Kämpfe gegen einen Urinstinkt an, die Beklemmung, zu wissen, wie pissed sie gerade am Ende der toten Leitung ist. Aber geht gerade wirklich nicht. Mein Herz zu klein dafür. Das brummende iPhone vor mir, fühle Befriedigung wenn der Bildschirm wieder schwarz wird. Die Kapa ausgelaufen und reicht schon gar nicht, mich damit auseinanderzusetzen, weshalb das mit dem Studium so ein pain ist und so gar nicht klargeht. 

Trete über die Straßenbahngleise zu deiner Stadt, wo sich Menschenmengen tummeln, auf grauem Betonboden Glas zersprungen ist und meine Gläser zu schwarz, um jetzt noch zu wissen, was der Anlass war. Vielleicht ein gesetzlicher Feiertag oder ein Spiel von Eintracht. Schreiben hin und her, erfinde Friends, mit denen ich gerade da wäre, damit du weniger das Gefühl hast, mich einladen zu müssen. Und ich – weniger von deiner Einladung abzuhängen. Schließe mit einem Wisch des Daumens alle Tabs von Nachrichtenoutlets. Der letzte Zimmertemperatur Schluck aus der braunen Flasche und ich sage, ich müsste es mit den Anderen erst abklären, aber weiß derzeit schon, dass ich eine Gelegenheit brauche, um nicht alleine und vor allen Dingen nicht so sinnlos berauscht zu sein. Komme nach, grelle Strobo Lichter reflektieren von der Discokugel auf die Davidsternkette, mein verschwommener Blick angeheftet an die kleinen Fenster am Rande der Tanzfläche und das grüne Leuchten der Notausgänge. Ziehe noch einen runter, bringe dir einen weiteren mit und gehe dann grob in die Schüssel pissen, zwischen Collagen aus dreckigen Textmarker Sprüchen und Aufklebern an den genderneutralen Toilettenwänden. Wasche mir die Hände zitternd, beobachte die Blicke im Spiegel und erwische mich dabei, mir zu wünschen, ein missgünstiger von ihnen würde meinen Brustkorb treffen. Wie sich eine Gruppe um mich bildet, ich die Faust zur Kugel balle und sie alle auf einmal mit einem Strike überrollt. Dann kommt eine Kandidatin der letzten Princess Charming Staffel aus der Kabine, die Augäpfel folgen ihr. Schwöre mir, dass ich bald aufzuhören zu trinken anfange, während das Adrenalin meinen Körper verlässt, ich der imaginären schwarzen Brille die Gläser ausschlage. Setze mich raus zu dir, auf deinen Schoß, wo du zwischen Zigarettenrauchfäden einen Tequila Shot Kuss und zärtlichen Slap auf deine Wange kriegst. Hand in Hand verpassen wir hechelnd die letzte Bahn in deine warmen Baumwolllaken und ich laufe jetzt schon vor dir aus wie der Jordan. Denke schon gar nicht mehr daran, wie sie nach der einen Partynacht, in der wir uns zum letzten Mal sahen – diesmal wirklich zum letzten Mal -, fragte, wie es denn sein kann, dass alle außer ihr so glücklich waren. Und jetzt wird es mir egal. Es reicht mir, dass sie der unausgesprochenen Antwort darauf zu jener Stunde woanders mit Telleraugen und sabbernden Mundwinkeln die letzte Lebenskraft aussaugt. Ihr Gedicht und die romantischen Lügen verstummen. Olivgrüne Hemden und abgebranntes Geäst über hebräischen Hilferufen sind weiter als das Mittelmeer und ihre steigenden Followerzahlen entfernt. Legst mir die warme Handfläche aufs nackte Schulterblatt, wenn der frische Windstoß uns nach vorne treibt. Steigen in den Nachtbus, der eine halbe Stunde später um die Ecke vom Bahnhof fährt und sind trotz Kotze auf dem Vierer zwischen lallenden Achtzehnjährigen ungestört, wenn du mir deine geistigen Prinzipien darlegst. Deine Lippen berühren sanft meine Stirn, die an deiner Schulter Platz gefunden hat, dunkle Gestalten in Eintracht Trikots steigen in der Zobelstraße aus und nach einiger Zeit der Stille teilst du mir mit, dass du dich von deinem Freund getrennt hast. Ohne ein einziges noch so dumpfes Echo der Schwere deiner Gespräche. Lehne die Schläfe ans verstaubte Fenster. Schaffe nicht einmal, mir selbst zu erklären, weshalb das jetzt so eine unmenschliche Last ist, während die Sonne über rosaroten Wolken wieder aufgeht. Es wird Dezember, unsere Worte verzetteln sich, wir scheinen uns zu missverstehen oder auch nicht, jedenfalls vergesse ich, zu antworten auf deine letzte Nachricht.